Andorra – Max Frisch
«Ich gebe zu: Wir haben uns in dieser Geschichte getäuscht. Damals. Natürlich habe ich geglaubt, was alle geglaubt haben, damals. Ich bin nicht schuld, dass es dann so gekommen ist. Das ist
alles, was ich nach Jahr und Tag sagen kann. Ich bin nicht schuld.» In Form einer Parabel thematisiert Max Frisch mit Andorra die Auswirkung von Vorurteilen, die Schuld der Mitläufer und
die Frage nach der Identität eines Menschen gegenüber dem Bild, das sich andere von ihm machen.
Geschichte: Can ist Lehrer in dem fiktiven
Staat Andorra. Mit einer Frau aus dem faschistischen Nachbarstaat der „Schwarzen“ hat er ein uneheliches Kind gezeugt. Aus Angst vor seinen Mitbürgern gibt er vor, es handele sich um ein
Judenkind, das er vor den Antisemiten in Schutz genommen habe. Andri wächst in Andorra heran. Die Mitmenschen finden ihre Klischees über Juden bestätigt, und der Junge Andri übernimmt schließlich
das Bild, das sie sich von ihm machen. Dass Can ihm verbietet, seine Tochter Barblin zu heiraten, kann sich Andri auch nur dadurch erklären, dass er sich für einen Juden hält. Seine leibliche
Mutter wird bei einem Besuch in Andorra durch einen Steinwurf getötet. Niemand anderes als Andri könne der Mörder sein, glauben die Andorraner. Als Andri erfäht, wer er wirklich ist, kann er sich
nicht mehr vorstellen, ein Andorraner zu sein und beharrt auf der falschen Identität. Die "Schwarzen", die in Andorra einmarschiert sind, suchen nach Juden unter den Andorranern ("Judenschau")
und identifizieren Andri als solchen. Barblin schwört, Andri sei kein Jude, sondern ihr Bruder. Sie wird als "Judenhure" verhöhnt. Man führt Andri ab und tötet ihn.
Jugendtheater Ruswil 2010, Kulturraum Tropfstei Ruswil
Schauspiel: Philipp Hodel, Nina Kurmann, Janine Bürkli, Matthias Kurmann, Lukas Schumacher, Selina Lüchinger, Mario Emmenegger, Carmela Hodel, Chiara Lustenberger, Selma Güntert, Silvan
Studer
Regie, Mundartfassung, Bühnenbild: Reto Bernhard
Musik: Manuel Mahler
Kostüme: Selina Frei, Nina Kurmann
Bühnenbau: Pius Haupt und Co.
Licht: Markus Güdel
Fotos: Alfons Gut