Porträt eines Planeten – Friedrich Dürrenmatt
Dürrenmatt bedient sich grotesker Mittel, um die Unzulänglichkeiten der menschlichen Zivilisation aufzuzeigen. Er skizziert Momentaufnahmen unseres Alltags. Erst mit der Zeit wird der Zusammenhang erkennbar, entsteht daraus ein Panorama der Ausweglosigkeit, das in der Katastrophe mündet: Die Jungen, aus deren Liebe Hoffnung wachsen könnte, werden gejagt. Die Alten, in deren Erfahrung die Alternativen zu entdecken wären, sitzen im Altersheim oder in der Irrenanstalt. Doch auch diese Orte sind nicht der Hort der Weisheit: sie teilen sich die Zimmer mit Egoisten, Misanthropen und Blumenzüchtern.
Produktion: Jugendtheater Ruswil 2007, Kulturrraum Tropfstei Ruswil
Schauspiel: Philipp Hodel, Matthias Kurmann, Pirmin Hodel, Stefanie Blaser, Sara Gilli, Nina Kurmann, Judith Marberger, Esther Bieri, Andrea Kiener
Regie, Mundartfassung, Bühnenkonzept: Reto Bernhard
Bühnenbau: Pius Haupt & Co.
Musik: Markus Ineichen
Kostüme: Sarah Grüter
Licht: Markus Güdel
Plakatbild: Thurry Schläpfer
Fotos: Alfons Gut
Während der Zeit der Vorstellungen findet im Foyer eine Austellung des Malers Thurry Schläpfer statt.
Zum Stück: Vier Götter wandern über den Himmel, sie betrachten die Milchstrasse: "Langweilig, diese Unendlichkeit", stellt einer fest und bemerkt kurz darauf gleichmütig, dass die Sonne "hops geht". Ob die Sonne Planeten oder sogar Lebewesen hat, interessiert die Götter nicht. Die Lebewesen auf dem Planeten Erde, der hier porträtiert wird, scheren sich ebenfalls nicht darum, dass die Sonne verglüht und es immer heisser wird. Die acht Personen, vier Männer und vier Frauen, sind damit beschäftigt, Menschheitsgeschichte zu spielen. Es steht einiges an: Der Kannibalismus muss überwunden und das Urvolk an Tiernahrung gewöhnt werden, Völkermorde, Vietnamkrieg und Drogenekstasen werden als Pflichtetappen abgehandelt und, mit ausbleibendem Erkenntnisgewinn, als Absurditäten in rascher Folge blossgestellt. Von der Möglichkeit, vernünftig zu handeln, macht niemand Gebrauch. Dürrenmatt konzentriert sich in seinem Werk auf die entindividualisierte Darstellung der "Menschheit" an sich. Mit knappen, zweckgebundenen Dialogen und raschen Szenenwechseln karikiert er den Menschen als mangelhaftes Wesen. Die Figuren bleiben dabei Schemata, die weniger plastisch werden sollen und mehr als theoretische Stichpunkte in dieser Abhandlung fungieren. Dürrenmatts Momentaufnahmen quer durch die Jahrhunderte zeigen die Unzulänglichkeiten der menschlichen Spezies als groteske Zuspitzungen. Im Zeitraffer wird deutlich, Konsequenz des menschlichen Verhaltens kann nur die Selbstvernichtung sein.